Russisch Blut by Anne Chaplet

Russisch Blut by Anne Chaplet

Autor:Anne Chaplet [Chaplet, Anne]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2013-03-14T23:00:00+00:00


Endlich hatte sie Zeus, der nicht verstehen wollte, warum man nicht einfach da bleiben durfte bei all den netten Menschen und vor allem bei Moritz Bergen, überredet, mit ihr nach Hause zu kommen. Aber sie interessierte sich im Moment weder für die Vergangenheit noch für Brunnen und Schächte und komplizierte Forschungsmethoden. Die Gegenwart stellte ein wesentlich wichtigeres Problem dar: ihre Tage in Blanckenburg waren offenbar gezählt, früher als erwartet. Seltsamerweise bedauerte sie das.

Kurz bevor sie ging, hatte die Bürgermeisterin sie gestern noch beiseite genommen und ihr bestätigt, was die Frau des Klempners angedeutet hatte: aus der Renovierung der Tierarztpraxis wurde erstmal nichts, weil der Vermieter ihr nicht zustimmen wollte, solange »die Eigentumsfrage« nicht geklärt sei.

»Er ist ein alter Mann, wissen Sie. Da wird man sturköpfig.«

»Aber was ist denn ungeklärt an den Besitzverhältnissen?« Fünfzehn Jahre nach der Wende mußte hier doch mal Klarheit eingekehrt sein.

»Gar nichts.« Die Bürgermeisterin lächelte beschwichtigend. Ein falsches Lächeln, hatte Katalina gedacht. »Es gab einen Bericht in der Zeitung, den er zu wörtlich genommen hat, das ist alles.«

»Und – worum ging es da?« Sture alte Männer waren ein Kreuz.

»Sie wissen doch –«

Das sagen Politiker immer, wenn sie nicht weiter wissen. Nichts wußte Katalina. Und sie bemühte sich, genauso auch zu gucken.

Die Bürgermeisterin seufzte. »Seit der Europäische Gerichtshof die Rechtmäßigkeit der Enteignungen nach 1945 wieder in Frage gestellt hat, sind hier alle nervös.«

»Und, was meinen Sie: Gibt es Grund dafür?«

»Ach was. Man kann doch nicht alles wieder zunichte machen, was wir in den letzten Jahren aufgebaut haben. Das kann doch niemand wollen.« Das Gesicht der Bürgermeisterin zeigte jedoch, daß sie »denen da oben« jede Dummheit zutraute.

»Und was mache ich jetzt mit meiner Praxis?« Eine Übernahme wäre das einfachste gewesen. Die Adresse war bekannt, das Haus lag zentral. Andererseits konnte es nicht weiter schwierig sein, irgendwo anders geeignete Räume zu finden – es standen so viele Häuser leer in Blanckenburg.

»Machen Sie sich keine Sorgen. Wir finden eine Lösung.« Die Bürgermeisterin hatte ihr die Hand vertraulich auf den Unterarm gelegt und kurz zugedrückt. Dann war sie gegangen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.